1968 – Die "Studentenbewegung"

oder: Der Aufstand gegen die Nazigeneration. Film und Vortrag von Hannes Heer.

Wann

02.12.2018 ab 11:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

Theater Willy Praml, Waldschmidtstr. 19

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"Wer die Augen nicht im Affekt verschließt, wird zugeben müssen: diese Revolte war für die politische Kultur der Bundesrepublik ein Einschnitt, in den heilsamen Folgen nur übertroffen von der Befreiung vom NS-Regime durch die Alliierten im Jahre 1945." So hat der Frankfurter Sozialwissenschaftler und Philosoph Jürgen Habermas rückblickend das beurteilt, was vor 50 Jahren die Bundesrepublik erschüttert hat. Die Gruppe, die diese Protestbewegung maßgeblich initiiert und geprägt hat, war der SDS, der Sozialistische Deutsche Studentenbund. Der Historiker Hannes Heer erzählt die Geschichte des SDS und analysiert dessen politisches Konzept, Wirken und Entwicklung, um das historische Erbe dieser Freiheitsbewegung für die Gegenwart zur Debatte zu stellen.

Heer war als Gründer und Vorsitzender der SDS-Gruppe an der Universität Bonn auch Protagonist der Revolte. In seinem Film "Mein `68: Ein verspäteter Brief an meinen Vater" (WDR 1988) versucht er, 20 Jahre nach dem Ende dieser weit über die Universitäten hinausreichenden Protestbewegung eine im Leben gescheiterte Auseinandersetzung mit seinem Vater nachzuholen. Dieser, früheres NSDAP-Mitglied, reagierte auf die radikale Kritik der Studierenden wie seines eigenen Sohnes mit völligem Unverständnis und brach alle Brücken zu ihm ab. So entsteht aus der doppelten Perspektive des damaligen Akteurs wie des späteren Wissenschaftlers und von zwei historischen Punkten der Rückschau aus ein komplexes und aktuelles Bild der Revolte von 1968, die nach dem Urteil der Historikerin Ingrid Gilcher-Holtey "die bisher letzte soziale Bewegung war, die über einen Gegenentwurf zur bestehenden Wirtschafts-, Gesellschafts- und Herrschaftsordnung verfügte".

Hannes Heer, Jg. 1941, hat nach dem Studium der Geschichte und Literatur in Freiburg und Bonn als Theaterdramaturg, Filmregisseur und Ausstellungsmacher gearbeitet. Er leitete u. a. die Ausstellungen "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" und "Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ‚Juden’ aus der Oper 1933 bis 1945." Heer hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte von Antisemitismus, Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung verfasst. Er ist Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille und lebt in Hamburg.

Eine Veranstaltung von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Katholische Akademie Rabanus Maurus und DGB Frankfurt